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Brauchen wir die Alten überhaupt noch in den Unternehmen?

Es wird immer mit Erfahrung argumentiert und dass es Jahre dauern würde, bis die Jungen all das Wissen der Alten auch nur annähernd anhäufen könnten. Dabei ist doch mittlerweile bekannt, dass Wissen frei käuflich und dazu oft kostenfrei erhältlich ist.

Die Jungen kosten weniger, sind schneller – und digital aufgewachsen. Sie können sich viel fixer der Komplexität anpassen und Unternehmen von Grund auf erneuern.
Also wechseln wir die Alten doch einfach aus – und stellen dafür nur noch Junge ein. Es wird ja sowieso Zeit für mehr Agilität! Das kriegen wir mit den alten Bremsern nicht mehr hin.
Nicht ganz so krass und doch so ähnlich habe ich in letzter Zeit Vorschläge gehört, wie der Kulturwandel schneller zu stemmen wäre. Und ich kenne Unternehmen, die mit Menschen experimentieren – und auch Beratungsfirmen, die sie davon überzeugen. Denn die Geschäftswelt verändert sich rasant wie nie. Der Mensch hat Mühe, bei den Segnungen des Digitalen die Nase vorn zu behalten.
Junge, schnelle Start-Ups bedrohen sicher geglaubte Geschäftsfelder – und ganze Branchen. Sie kommen mit frischen Ideen und starten ohne Ballast. Sie brauchen viel weniger Personal, sind schneller, frischer. Alle Mitarbeiter dort „brennen“ für die Firma und arbeiten nicht, weil sie müssen, sondern vor allem, weil sie wollen.

Wie groß die Verlockung, genauso sein zu wollen. Schneller, effektiver und vor allem profitabler. Viel profitabler!

Also schmeißen wir die Alten raus und fangen noch mal von vorne an!

 

Spielen wir das mal durch?

Vor der Tür stehen nicht mehr hundert junge Bewerber auf eine klassische Anzeige. Unternehmen müssen sich schon richtig Mühe geben, Potenziale an Bord zu holen. Also schon rein faktisch werden Unternehmen mit den Älteren bis zur Rente – und vielleicht darüber hinaus – auskommen müssen.
Aber nehmen wir an, die Leute laufen den Unternehmen wieder die Bude ein. Tun wir so, als gäbe es keinen Fachkräftemangel.
Gebraucht wird frisches Personal voller hipper Ideen, das bereit ist, die (Unternehmens-)Welt zu verändern. Also eigentlich… nur ein bisschen. Also nur in dem Rahmen, der vorgegeben ist. Fehler machen und daraus lernen? Das bitte nicht. Fehler kosten Geld.
Aber nehmen wir an, dass das kein Problem wäre. Das Unternehmen ist vollkommen transformationswillig und schafft einen Rahmen, in dem Fehlerlernen ohne zu große Risiken für das Unternehmen möglich wird und es gibt eine echte Vision für die Zukunft. Super! Denn ein Unternehmen, dem es nicht gelingt, den Mitarbeitern seine Vision zu vermitteln, wird kaum ein sexy Start-up werden.
Nur: Was macht es dann mit der neuen Mannschaft, wenn die erfahrene Mitarbeiter „gegangen werden“? Wenn so mit anderen Menschen umgegangen wird? Welches Bild bekommen sie von der Organisation? Werden sie sich wohlfühlen und „brennen“ für das Unternehmen? Warum sollten sie sich hier überhaupt bewerben? Über „Kununu“ oder andere Portale wird der potenzielle Arbeitgeber natürlich gecheckt. Jedenfalls von den echten Talenten. Die informieren sich vorher. Und nur die will die neue Organisation ja.
Hier blenden wir dieses Risiko aus. Die Älteren machen problemlos Platz. Ihr Wissen nehmen sie natürlich mit.
Das Unternehmen startet also neu, wie ein Start-up. Die Welt wird komplett neu erfunden durch Uniabsolventen.  „Wir machen das agil!“
Aber: Wenn Agilität mit Laissez Faire verwechselt wird, entsteht Chaos statt guter Ergebnisse. Auch dafür ist eine praktikable Lösung gefunden? Fein!
Und nun ran an die Technik. Die alte IT muss natürlich ebenso ausgetauscht werden. Denn wenn die neuen Mitarbeiter keine neue Technik haben, müssen sie sich ja erst in die alte reinfuchsen. Es zeigt ihnen ja jetzt keiner bereitwillig, wie es geht.
Die IT ist dabei immer nur so gut wie die Prozesse, die dahinterstehen. Die sollte man verstanden oder eben ganz neu erfinden. Nehmen wir an, die Investition in diese IT-Landschaft ist kein Problem, Prozesse werden perfekt aufgebaut.

Ok, also Alte raus, Neue rein. Komplett neue IT und neue Prozesse. Vielleicht jetzt noch ein Umzug, damit alles frisch und hipp ist? Und nun noch eine neue Geschäftsführung, andere Kunden etc. Bleibt noch etwas?

 

Jetzt wieder zurück in die Realität.

90 % aller Projekte scheitern wissenschaftlichen Studien zufolge nicht an der Technik. Sie scheitern schlicht an der Kommunikation.

Trotzdem sind viele Unternehmen zwar bereit, in neue Technik zu investieren, aber nicht in Kommunikation. Dabei sind z.B. schwelende Konflikte echte Profitkiller.
Wer aber seine Hausaufgaben in der analogen Welt nicht gemacht hat, braucht mit der digitalen gar nicht erst anzufangen. Agilität braucht Klarheit und Transparenz.

Investition in Kommunikation, Zusammenarbeit, Aus- und Weiterbildung – also in Menschen – zahlt sich aus.

Und jetzt kommt der schlimmste Fakt von allen: Kommunikation kann man NICHT ausschließlich an Externe abgeben. Alles was ausschließlich „draußen“ erfunden wird, wird von der Organisation abgestoßen. Menschen setzen um, was sie selbst entdecken und für gut und praktikabel befinden – selten das, was man ihnen von außen aufoktroyiert. Das bedeutet: „Entdeckt/erarbeitet den optimalen Weg in die Zukunft selbst!“
Dabei hilft jetzt professionelle Unterstützung von außen, die nicht nur die richtigen Werkzeuge zur Verfügung hat, sondern vor allem den Blick über den Tellerrand mitbringt und beibehält.
Dann klappt es auch mit der Agilität. 😉

„Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, damit es besser wird.“

Damit die Erfolgschancen immens steigen, gibt es Unternehmen wie uns; Beratungsunternehmen, die begleitend moderieren, Feedback geben, Erfahrungswerte einsteuern, Ergebnisse kanalisieren, dranbleiben und immer wieder nachhalten. Beratungshäuser also, die nicht lockerlassen, bis das selbst gesteckte Ziel des Kunden erreicht ist.

Die hartnäckig nachfragen und den Finger auch immer mal in die Wunde legen. Und die erst dann weg sind, wenn das Problem gelöst ist. Und wenn sie weg sind, lassen sie die Kompetenz da, wo sie hingehört: Im Kundenunterunternehmen.

Sei erfolgreich!
Herzlichst, Frauke

Frauke Roloff - Hamburg

Frauke Roloff