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FamilienunternehmerFriedhelm ist der Inhaber und Chef in der dritten Generation eines traditionsreichen Familienunternehmens des deutschen Anlagenbaus. Einer der „Hidden Champions“ des Deutschen Mittelstands. Die Produkte und die Services seines Unternehmens sind aus der Welt des Fräsens, Schleifens und Spanens nicht wegzudenken. Seine Strategien zur Internationalisierung des Unternehmens und zur Verlagerung von bestimmten Produktionsschritten ins Ausland hat er zusammen mit seinem Managementteam erfolgreich abgeschlossen. Alles könnte so schön sein, wenn da nicht…

In seinen stillen Stunden spürt Friedhelm die nachlassende Innovationskraft im Unternehmen und das konsequente Bewahren althergebrachten Vorgehens bei seinen Mitarbeitern. Noch „läuft“ das Geschäft, doch er weiß um den Innovationsdruck im Automobilsektor und den Trend hin zum Elektromotor und den ständig wachsenden Druck auf die Kosten in der Produktion und der Aministration seines Unternehmens. Und jetzt kommt auch noch das Thema „Nachhaltigkeit“ hinzu…

Vor wenigen Tagen hat Friedhelm auf einer Verbandstagung die KeyNote von Rüdiger Röhrig, Geschäfts-führer der Spezialberatung „Sustainable Growth Associates“ aus München gehört. Dessen Vortrag „SUSTAINABILITY AND TECHNOLOGY ACCELERATION – How to surf the killer waves“ hat ihn schwer beeindruckt und sehr nachdenklich die Heimreise antreten lassen.
Nachhaltigkeit – das Schlagwort ist in aller Munde und immer häufiger wird es das auch in Unternehmen in Friedhelms Netzwerken diskutiert. Ein „grünes“ Unternehmen zu haben, gilt heute nicht nur als „angesagt“ sondern ist häufig auch bereits Voraussetzung für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Lieferanten. Doch der Skeptiker in Friedhelm sieht auch, dass bei vielen seiner Wettbewerber, Kunden und Lieferanten Begriffe wie „Corporate Social Responsebility“ oder „Corporate Social Sustainability“ kaum mehr als „Grüne Etiketten“ und sogenanntes „Grenwashing“ sind. Der aktuelle Abgasskandal bei VW ist ihm nur zu gut in Erinnerung und zieht eine Spur auch in seinen Auftragsbüchern. „Nachhaltigkeit“ und nachhaltiges Wirtschaften bedeuten eben mehr, als nur Geschäftsunterlagen auf Recyclingpapier zu drucken, Ökosiegel zu sammeln und für den „Deutschen Alpenverein“ zu spenden. „Was aber ist ein nachhaltiges Unternehmen überhaupt und wie setze ich ein sinnvolles Nachhaltigkeitsmanagement im Geschäftsalltag auf und um?“ Das ist derzeit Friedhelms Kernfrage.

Was ist eigentlich „Nachhaltigkeit“?

2 PlanetenEs gibt aktuell fast nichts mehr, das nicht mit dem Prädikat „nachhaltig“ versehen wird oder zumindest versehen werden könnte. Der Begriff hat sich einen festen Platz auf jeder Set-Card professioneller Bulls-hit-Bingo-Experten gesichert (). Doch obwohl der Begriff der Nachhaltigkeit gerade Konjunktur hat, gibt es ihn schon wesentlich länger und der erste Bericht des Club of Rome zu Beginn der 70iger vom „Ende des Wachstums“ und Vesters „Neuland des Denkens“ sind nur zwei wichtige Milestones seiner Karriere in unsere Alltagssprache. Was die konkrete Definition anbelangt, ignorieren wir hier die schier unglaubliche Vielzahl verschiedener Varianten. Wir nehmen einfach die gängige Version der UNO, genauer die der „World Commission on Environment and Develop-ment“ kurz WCED von 1987. Demnach ist Nachhaltigkeit „a development that meets the needs oft he present without compromising the ability of the future generations to meet their own needs.“ Oder mit anderen Worten: „Sustainability is the capability ans capacity of our own human society to continue indefinitely within the cycles of nature“.

Ganz allgemeinen und umgangssprachlich können wir unter „Nachhaltigkeit“ und unter „nachhaltigem Handeln“ also ein Handeln verstehen, das darauf abzielt, ein System zu erhalten und die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu wahren. Nachhaltiges Handeln reduziert sich dabei nicht auf den klassischen Umweltschutz, sondern es umfasst drei zentrale Aspekte: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Dieser „systemische“ Blickwinkel muss sich auch in der Praxis des Nachhaltigkeitsmanagements in Unternehmen widerspiegeln und in seinem Handeln zum Ausdruck kommen.

Was ist Nachhaltigkeitsmanagement? Wahrnehmung verändern!

Beim Nachhaltigkeitsmanagement geht es für Friedhelm also um die Frage, wie er Nachhaltigkeit in diesen drei Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales in seinem Unternehmen umzusetzen kann. Dabei wird ihm schnell klar, dass es nicht damit getan sein kann, die Verpackung seiner Produkte umweltfreundlicher zu gestalten oder die Energieeffizienz seiner Produktionsanlagen zu steigern. Sein künftiges Nachhaltigkeitsmanagement muss alle Bereiche seines Unternehmens einbeziehen: also das Management, die Lieferanten, Kreditgeber, Gewerkschaften, Mitarbeiter, Verbraucher, usw. Dazu wird nicht nur er seinen Blick auf die (Um-) Welt des Unternehmens verändern und erweitern müssen. Friedhelm steht vor der Herausforderung, seinen Führungskreis vom Sinn und der Notwendigkeit des Vorhabens zu überzeugen!

Doch wozu überhaupt Nachhaltigkeitsmanagement?

Wo ist hier der „Need for Change“ – wo der „Sence for Urgency“? Um es ganz plakativ zu sagen: weil es dazu keine Alternativen gibt! Der amerikanische Vice President a.D. Al Gore brachte es mit seiner „Unbequemen Wahrheit“ im Jahr 2005 exakt auf den Punkt: „Es geht nicht darum die Erde zu retten – sondern darum, unser Überleben auf diesem Planeten zu sichern.“
https://www.youtube.com/results?search_query=al+gore+eine+unbequeme+wahrheit

Erderwärmung & Klimawandel, Verletzung der Menschenrechte, Artensterben, Ressourcenverschwendung & -knappheit, Umweltzerstörung, Brandrodung, Kriege, Kinderarbeit, Finanzkrisen… die Liste der Gründe, warum es ein „Weiter so“ nicht mehr geben kann, ist lang. Wie im Zitat der WCED von 1987 geht es im Kern um unsere Verantwortung für die Lebensbedingungen aller Lebensformen heute und in der Zukunft auf diesem Planeten. Bilanztechnisch gesprochen stehen wir als Spezies auf diesem Planeten kurz vor dem Bankrott. Schon morgen kann ein „Schwarzer Schwan“ das gesamte System nachhaltig destabilisieren…

Auch wenn wir dem „klappern der Sargdeckel“ weniger Beachtung schenken – aus Friedhelms Sicht gibt es noch eine Reihe weiterer Gründe, weshalb Nachhaltigkeitsmanagement sinnvoll ist und sich unternehmerisch „rechnet“. Durch die konsequente Umsetzung eines Nachhaltigkeitskonzeptes steigern sich zum Beispiel Effektivität und Effizienz in der Produktion, spart das Unternehmen Ressourcen, steigert es die Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter und das Commitment von Kunden und Lieferanten, verbessert das Unternehmen sein Image und seine Reputation, verschafft sich nicht zu Letzt Wettbewerbsvorteile durch seine Vorreiterrolle…

Wie setze ich Nachhaltigkeit in meinem Unternehmen um?

„Auch die längste Reise beginnt mit einem ersten Schritt“ sagt ein altes Sprichwort. Für die Entwicklung und die Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie bieten sich verschiedene Konzepte und Modelle als Ausgangspunkt an. Zum Beispiel Corporate Social Responsibility (CSR) oder Corporate Citizenship (CC). Doch wie so oft in strategischen Fragen, gilt es auch hier im ersten Schritt eine attraktive Vision und ein zugkräftiges Leitbild für das „Nachhaltige Unternehmen“ zu entwickeln. Ohne eine „Sehnsucht nach dem Meer“ bei allen Beteiligten funktioniert es bestimmt nicht!

Und dann braucht Friedhelm noch Experten um „Nachhaltigkeitsmanagement“ in seinem Unternehmen umsetzen zu können. Die Aktionsbereiche, in denen er Nachhaltigkeitsmanagement in seinem Unterneh-men betreiben kann, sind sehr vielfältig: Von Eigenkapitalsicherung und Liquiditätsplanung, über faire Bezahlung, Weiterbildung und Gesundheit der Mitarbeiter, Arbeitsplatzattraktivität & -sicherheit, Recycling und Wertstoffkreisläufe, Supply Chain & Product Lifecycle Management, Mitarbeiterbeteiligung, Complience & Qualitätsmanagement, vielleicht auch Massentierhaltung, Gentechnologie und so weiter und so weiter… Dafür braucht es vor allem eines: Sachwissen – von interner oder externer Seite – sowohl über die Inhalte als auch über die Methoden der Umsetzung und der Kommunikation dieses Change Projekts.

Experten für Visions- und Leitbildentwicklung, Change Management und Strategieentwicklung werden zusammen mit Friedhelm die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen begleiten. So wird er in den kommenden fünf Jahren eine der „Nachhaltigkeit“ verpflichtete Unternehmenskultur etablieren, die von allen Beteiligten gelebt wird und robust aufgestellt ist in sich rasant wandelnden Märkten. Denn eines ist ihm bereits heute klar, deutlich und bewusst: „Greenwashing“ zahlt sich nicht aus!

Literaturtipp: Buch: NachhaltigkeitFür einen schnellen und nachhaltigen Einstieg in das Thema „Nachhaltigkeitsmanagement“ empfehle ich das Taschenbuch „Nachhaltigkeitsmanagement“ von Iris Pufé aus dem Hanser Verlag.