Mein Kollege nervt

Mein Kollege nervt! – Warum Unterschiedlichkeit so anstrengend und so wichtig ist

Mein Kollege nervt. Er ist anders als ich. Ständig müssen wir unsere persönlichen Landkarten abgleichen, um zu guten Ergebnissen zu kommen – und jedes Mal gehen wir mit einer anderen Meinung raus, als mit der, mit der wir jeweils in das Gespräch hineingegangen sind. Wir streiten dann oft. Und all das kostet Zeit. Und es nervt. Sehr sogar.

Und: Ich habe noch nie so viel gelernt, wie in der Zusammenarbeit mit ihm. Ständig entwickle ich mich. Natürlich nicht nur durch ihn.

Wir arbeiten sehr vertrauensvoll mit unserem Beraterteam und auch mit anderen Partnern zusammen. Und einige Menschen sind für mich in meiner Persönlichkeit eine große Herausforderung.

Da ist der junge Mensch, der Herausforderungen ganz anders angeht, als ich. Am Anfang dachte ich, er mache es falsch – und ich irrte. Ich komme immer wieder in Versuchung, nur mit meinen Wertmaßstäben zu messen. Dann – nahezu jedes Mal im Kontakt – bin ich bereichert, weil meine Sichtweise auf die Welt, auf Unternehmen, auf Zusammenarbeit, den digitalen Wandel und die Herausforderungen für die Zukunft, sich erweitert hat.

Ebenso ist es mit einem älteren Menschen, den ich häufig nicht gleich verstehe. Alles was er sagt, finde ich zu kompliziert. Das macht mich oft verrückt. Dann übersetze ich das Wissen in meine Welt und lerne von seiner Denk- und Sichtweise. Das ist nicht leicht für mich als Mensch – und immer sehr hilfreich. Ich möchte kein Gespräch und keine Erkenntnis missen.

Sicher geht es anderen Menschen oft mit meiner Art zu denken und zu handeln genauso. Wir sind oft Generationen und mehrere Kulturen voneinander getrennt.

Ja, wir leben alle in verschiedenen Kulturen. Wir passen uns an, je nachdem wo wir wohnen, mit wem und was wir tun. Das gilt im Unternehmen, wie in der Familie, im Freundeskreis, im Sportverein, im Land, in der Stadt oder auch im Stadtteil oder auch nur ein Haus weiter. Je weiter weg von unserer Art zu denken, desto unterschiedlicher. Und das Mann und Frau auch noch mal unterschiedlich sind, wissen wir ja nicht erst seit dem Buch „Frauen leben auf der Venus, Männer auf dem Mars“.

Wir arbeiten mit sehr modernen, entwicklungsaffinen und kreativen Unternehmen zusammen. Was für tolle Kundenbeziehungen! Wir lernen viel voneinander und es macht richtig Spaß. Das funktioniert aber nur, weil die Zusammenarbeit auf den wichtigsten Grundlagen fußt: Wertschätzung, Transparenz und Vertrauen. Das ist unsere Voraussetzung, um als Unternehmen kreativ zu sein und Ideen vor-, mit- oder weiter zu denken.

Wenn wir mit Unternehmen arbeiten, geht es auch um die Wertehaltung. Es macht einfach auch keine Freude, mit Menschen zu arbeiten, denen Vertrauen, Wertschätzung oder Transparenz fehlt.

Manchmal wollen Kunden solche Werte für ihr Unternehmen haben, sind aber mit der Organisation noch nicht so weit. Dann unterstützen wir sie gerne auf dem Weg dahin, die Unternehmenskultur zu entwickeln.
Die Erkenntnis ist: Wir brauchen nicht „mehr desselben“. Wir mögen zwar Menschen, die uns ähnlich sind und manchmal tun sie uns einfach gut. Wenn unser Umfeld aber nur „gemainstreamt“ ist und alle stets das Gleiche für richtig halten, bringt es uns auf Dauer nicht weiter. Wo soll die Innovation auch herkommen? Wo nichts Neues ist, das uns fordert, gibt es auch bald nichts mehr zu entdecken. Wir bleiben in unserer Komfortzone und haben keinen Grund, uns zu entwickeln.

So haben im Laufe der Geschichte nicht nur Weltreiche ihre Macht verloren. Sie wurden blind für die Welt außerhalb – und plötzlich war es dahin mit Glanz und Gloria. Plötzlich waren sie „von gestern“. Eine gute Geschichte der Vergangenheit.

Das sollte sich heute kein Unternehmen mehr leisten – jedenfalls dann nicht, wenn es erfolgreich bleiben will.

Heterogene Teams sind nachweislich erfolgreicher. Diversität schafft Kreativität. Vorausgesetzt natürlich, Wertschätzung, Vertrauen und Transparenz sind selbstverständlich.

Ich glaube jeden Tag, jetzt wüsste ich alles, was mir je nützlich sein wird. Und Gott sei Dank erfahre ich jeden Tag auf‘s Neue, dass das wohl niemals der Fall sein wird. Dafür bin ich sehr dankbar.

Sei erfolgreich.

Herzlichst
Frauke

Frauke Roloff - Hamburg

Frauke Roloff